Der Begriff Achtsamkeit oder auch die englische Übersetzung Mindfulness fällt derzeit so häufig wie noch nie.
In den Schlagzeilen lesen wir immer wieder „Ängste überwinden durch Achtsamkeit“, „Mit Achtsamkeit Stress bekämpfen“ und „Emotionen kontrollieren durch Achtsamkeit“. Aber was genau ist Achtsamkeit und was bewirkt sie wirklich?
Oft wird in Verbindung mit Achtsamkeit von Meditation gesprochen. Doch Meditation ist vielfältig und reicht von aktiver Tanz-Meditation und Gesang bis zur formalen Meditation.
Achtsamkeit oder Achtsamkeitsmeditation hingegen meint eine ganz bestimmt Form der Aufmerksamkeitslenkung. Es geht darum die Aufmerksamkeit auf das eigene Innere zu lenken. Und dies ist auch der Punkt, welcher Achtsamkeit so interessant und relevant für unsere moderne Gesellschaft macht.
Heutzutage werden wir überflutet mit Informationen von außen. Das Handy in der Hand, das Radio im Hintergrund, die menschenvolle Stadt, die Werbungen an jeder Straßenecke – all das will verarbeitet werden.
Die Flut an externen Reizen ist so groß und wir wollen auf alles reagieren, ständig erreichbar und gut informiert sein. Dabei ergibt sich selten die Gelegenheit, bewusst in sich selbst reinzuhören.
Wir sind mit den Gedanken ständig in der Vergangenheit oder der Zukunft. Wir ärgern uns über das gestrige Gespräch mit dem Chef, planen das Wochenende, freuen uns auf den Feierabend. Aber selten nehmen wir den gegenwärtigen Augenblick bewusst wahr.
In der Achtsamkeit geht es nicht zwangsläufig darum, auf einem Meditationskissen still zu sitzen und seinem Atem zu folgen. Das kann zwar vor allem am Anfang durchaus hilfreich sein, um zunächst ein Gefühl für derartige Übungen zu kommen, doch Achtsamkeit kann man jederzeit und überall üben.
Wir können achtsam essen, indem wir uns voll und ganz auf die Handlung „Essen“ konzentrieren, das Essen mit allen Sinnen wahrnehmen und unsere Wahrnehmungen beobachten.
Wir können achtsam spazieren gehen, indem wir das Handy in der Tasche und die Musik auslassen, jeden Schritt bewusst setzen, in unseren Körper reinhören und wahrnehmen, was um uns herum geschieht.
Oder wir können eben nur achtsam dasitzen, unseren Atem beobachten und die Gedanken im Hier und Jetzt behalten.
Es gibt wissenschaftliche Befunde für zahlreiche positive Effekte von Achtsamkeitsmeditation auf psychische und physische Krankheiten. Diese vergleichen allerdings ungeübte Personen mit Personen, welche seit mehreren Jahren Achtsamkeit praktizieren. Diese Befunde sind beachtlich, setzen allerdings eine regelmässige Praxis voraus.
Viel interessanter jedoch, sind die direkten Effekte von nur kurzen Übungen. Zwei Bewusste Atemzüge vor einer Handlung erlauben uns, kurz darüber nachzudenken, wie wir mit Situationen umgehen wollen. Sie können uns vor einer unüberlegten Aussage schützen oder vor einer automatisierten Handlung.
Zwei Bewusste Atemzüge können aber auch helfen, den Ärger zu neutralisieren, den Stresspegel zu regulieren und Ängste zu relativieren.
Achtsamkeitsübungen können uns helfen in unserem schnelllebigen Alltag nicht immer nur automatisch zu reagieren. Sie können helfen bedachter zu handeln, in kritischen Situationen zurückzutreten, die Perspektive zu wechseln und Beobachtungen und Wahrnehmungen anzunehmen.
Achtsamkeit ist also durchaus eine Wunderwaffe, doch sie will bewusst eingesetzt und auch geübt werden!
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